Gleich hinter dem Bahnhof und direkt gegenüber vom Gasthaus Brieselang ist ein knallrotes Haus zu sehen. Das ist der Märkische Künstlerhof. Seit 1994 herrscht hier Kunstbetrieb, frei nach dem Motto „Ein Haus auf dem Land – voller Kunst“. Hier wirken Guido von Martens (73) und Renée Dressler (53). (ANZEIGE)
Die beiden hauptberuflichen Künstler leben für ihre Passion und haben in ihrem Haus ein Angebot geschaffen, das Gäste sogar aus fernen Städten „aufs Ländle“ lockt. Insofern richten die Betreiber des Märkischen Künstlerhofs ihren kreativen Kompass nicht an den Brieselangern aus, sondern bieten sich allen Kunstfreunden der Nation als Ziel an.
Im Erdgeschoss des Märkischen Künstlerhofs ist die Galerie zu finden. Sie ist immer am Donnerstag von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Verschiedene Künstler stellen hier ihre Werke vor, darunter Gemälde, Installationen, Möbel und Keramik. Wer möchte, kann durch die Galerie schlendern und in aller Ruhe die Ausstellungsstücke in Augenschein nehmen, um bei Interesse auch einmal etwas zu kaufen. Die Künstler, die in der Galerie zu sehen sind, stammen aus der ganzen Welt. Selbst aus China und aus den USA wurden bereits Werke ausgestellt.
Guido von Martens: „Zwischen Potsdam und Berlin fühlen wir uns wie Missionare in der sogenannten Kunstdiaspora.“
Ein kleines Café gehört mit zum Galeriebetrieb. Hier kann man eine Café-Spezialität bestellen und mit ihr auch gern durch den einzigartig schönen und sonnendurchfluteten Hof schlendern, in dem oft genug Veranstaltungen inmitten der auch hier omnipräsenten Kunst durchgeführt werden. Tatsächlich lässt sich das einzigartige Ambiente sogar mieten – für private Events oder für Firmenveranstaltungen. Zuletzt fand auf dem Hof mit Bühne die Jubiläumsfeier zu „10 Jahre BürgerBus in Brieselang“ statt. Aber auch die eigenen „20 Jahre Märkischer Künstlerhof“ wurden hier gefeiert.
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Eine Treppe führt nach oben. Erst zu den Toiletten, deren Vorraum von oben bis unten tapeziert wurde mit all den Artikeln, die in den letzten Jahren über den Märkischen Künstlerhof geschrieben wurden. So mancher Gast verweilt hier sicherlich nach einem kurzen Abstecher, um die eine oder andere Kritik an der Wand zu lesen.
Oben, im ersten Stock, ist stets ein Teil der großen, privaten Kunstsammlung von Guido von Martens und Renée Dressler ausgestellt. Die Sammlung besteht aus etwa 4.000 Gemälden, Druckgrafiken und Zeichnungen vor allem der Dresdner Schule. Aber auch ein Beuys und ein Picasso befinden sich in der Sammlung.
Renée Dressler: „Wir haben die Kunst unserer Sammlung nicht gekauft. Im Grunde genommen liegt hier eine einzigartige Privatsammlung von Bildern vor, die Künstler mit anderen Künstlern getauscht haben. Wir sind demnach keine Sammler mit Geld, sondern eher Sammler mit Beziehungen. Wir haben viele Bilder von Otto Dix, George Grosz oder Felix Müller. Zu den Originalen kommen auch kleinauflagige Holzdrucke, die meisten handsigniert für mich, für Guido oder für die Familie Dressler.“
Inmitten der Kunst unterhält René Dressler ein eigenes Atelier. Angefangene Bilder sind hier zu sehen, die zurzeit für die Ausstellung „Mystica @ cetera“ entstehen, die vom 24. Juni bis zum 14. September besucht werden kann. In der Ausstellung werden mystische Werke von Axel Gundrum, Bernd A. Chmura, Christin Heinze, Lutz Kommallein und eben Renée Dressler präsentiert. Anschließend stehen ab dem 21. September die Ausstellung „Die Chinesin, der Ami und ich“ und ab dem 16. November die Ausstellung „Ein Himmel voller Engel“ auf dem Kalender.
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Mitten im gewaltigen Raum ist zentral eine kleine quadratische Bibliothek untergebracht. Hier gibt es auf engstem Raum an die 3.000 Bücher vor allem zum Thema Kunst. Renée Dressler: „Hier finden sich gern Schüler, Studenten und Freunde ein und nutzen unseren Bücherfundus, um mehr über die Kunst oder über einzelne Künstler zu erfahren. Und da Guido so ein leidenschaftlicher Koch ist, sind auch ein paar hundert Kochbücher mit dabei.“
Der Märkische Künstlerhof war früher übrigens das alte Kaufhaus von Brieselang. Renée Dressler: „2006 haben wir das Haus gekauft. Es gab dabei keine Förderung. Und auch im laufenden Betrieb greift uns niemand unter die Arme, es gibt keine Zuschüsse aus der öffentlichen Hand. So stemmen wir den gesamten Betrieb alleine. Wir stehen aber, um es deutlich zu sagen, dem Mäzenatentum sehr offen gegenüber, falls jemand Lust hat, sich entsprechend zu engagieren.“
Bis es so weit ist, kämpfen die beiden gewitzten Künstler mit einem großen Ideenreichtum für ihren Märkischen Künstlerhof. Ihre wohl verrückteste und zugleich mit erfolgreichste Idee ist das kulinarische Kunstprojekt „Eat in Art – Essen in der Kunst“, das regelmäßig einmal im Monat auf den eigenen Terminkalender kommt.
In jedem Monat steht ein anderer Künstler im Zentrum dieses ganz besonderen Events. Am 2. Juli ist dies Gustav Klimt, am 6. August Frida Kahlo, am 2. September Lili‘ukalani, am 1. Oktober Pablo Picasso.
Renée Dressler: „Wir wählen die Events immer nach den Geburtstagen der Künstler oder zu besonderen Anlässen aus. Meist gibt es dann vorab eine kleine Einführung zum Künstler von uns und wir erzählen etwas. Wichtig ist an diesen Tagen aber das Buffet, das wir in ganz enger Anlehnung an den Künstler zusammenstellen. Oft genug gibt es dann mehr als 20 verschiedene Gerichte. Bei Frida Kahlo ist es so, das wir einige ihrer Originalrezepte besitzen und deswegen genau so kochen können, wie es die Künstlerin selbst zu Lebzeiten getan hat. Und das Büffet servieren wir auf einem Bett. Auch das nicht ohne Grund, denn Frida Kahlo konnte am Ende kaum noch laufen und hat sich auf einem Bett liegend in ihre Vernissages tragen lassen.“
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Die „Eat in Art“ Events beginnen um 10:30 Uhr, kosten 19,50 Euro pro Person und enden meist mit „open end“. Denn oft kommt es eben vor, dass die 40 bis 60 Personen, die aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen, miteinander ins Gespräch kommen und über dem guten Essen dann ganz die Zeit vergessen.
Renée Dressler: „Diese Veranstaltungen sind immer ausgebucht, hier sollte man ganz dringend reservieren. Wir tragen dann immer alle Tische in die Galerie zur passenden Ausstellung und haben ein schönes Zusammensein mit dem Künstler.“
Natürlich ist das Pärchen auch selbst aktiv und mobil. Guido von Martens: „Ich hatte gerade erst eine Ausstellung in Shanghai und eröffne demnächst eine in Magdeburg. Zusammen mit Renée werde ich dann im Herbst in Frankreich mit unseren Bildern präsent sein.“ (Fotos / Text: CS)
Info: Märkischer Künstlerhof, Bahnstraße 13-14, 14656 Brieselang, Tel.: 033232-23351, www.märkü.de